„Wir haben eine Sofa-Situation.“
Das waren die einleitenden Worte von Ulrike. An ihren Mann Uwe.
Mitten rein in das bis dahin so gemütliche, weil immer gleich ablaufende Abendessen: Zwei Scheiben Weltmeisterbrot, Butter (die gute, salzige), eine kleine, aber feine Auswahl an Käse- und Wurstaufschnitt. Zu besonderen Gelegenheiten auch mal auf einem Teller arrangiert. Sonst direkt aus der Packung, wiederverschließbar. Ebenfalls nur zu besonderen Anlässen: Silberzwiebeln und Gürkchen. Die mit dem Vogel.
Und obwohl heute keine Silberzwiebeln auf einer Untertasse kugeln, ist heute so eine besondere Gelegenheit.
Eine Gelegenheit, um die Sofa-Situation zu besprechen. Findet Ulrike.
Die Situation ist aus 17 Jahren Beziehung, 12 Jahren Ehe und zwei Sofagarnituren entstanden. Letztere befindet sich seit genau fünf Tagen im Wohnzimmer von Ulrike und Uwe. Modell „Ischia“, Farbe Lava. Ausgewiesene „Wohnlandschaft mit Schlaffunktion“.
„Du hältst nicht mal mehr den Tatort durch“, sagt Ulrike. Mit dem Unterton, den Uwe so gut kennt, seit 17 Jahren.
„Hm?“, erwidert Uwe und scannt die Käseauswahl. Schade. Auf den mit ganzen Pfefferkörnern hätte er jetzt Lust gehabt.
„Du schläfst ja nur noch“, sagt Ulrike und schiebt sich kopfschüttelnd ein Röllchen Salami in den Mund. Sie faltet die Hände und sieht aus dem Fenster.
„Hm“, sagt Uwe und nimmt mit dem Gouda Vorlieb.
Und dabei freut er sich. Nicht auf den Käse, aber auf die Zeit nach dem Abendessen. Wenn er sich auf der Wohnlandschaft niederlassen kann. Und wenn er so gut schläft, wie seit Jahren nicht.
„Ischia ist schuld“, sagt Ulrike und nickt abschließend. Sie hat alles gesagt.
„Ischia, ich mag dich“, denkt Uwe und geht zum Kühlschrank. Silberzwiebeln wären jetzt schön.