KLIRR, hat es gemacht. Ganz früh in den Morgenstunden.
Trotzdem dauert es bis 7:17 Uhr, bis jemand Notiz davon nimmt.
Vom „Mal der Schande“, wie es Frau Rottig aus dem zweiten Stock später nennen wird. Über dem Nachmittagskaffee mit ihrem Mann wird sie es so nennen und sich diebisch freuen, dass ihr – mal wieder – ein so passender Begriff eingefallen ist.
Entdeckerin des „Malheurs“ (O-Ton Herr Malik, erster Stock) ist Sarah, acht Jahre alt, aus dem dritten Stock, die gut gelaunt das Treppenhaus hinunterhüpft. Erst das seltsame Knirschen unter ihren neuen Turnschuhen lässt sie innehalten. „Papa“, schreit sie durch den Hausflur nach oben und hinterher noch ein „Wieder was kaputt hier unten.“
Sarahs Vater, sehr in Eile, wird ein kurzes Handyfoto machen und es in die Whatsapp Gruppe des Hauses stellen, mit einem schlichten „?“ dazu. Mehr Zeit bleibt ihm nicht, sonst kriegt er den 68er Bus nicht.
„Daumennagel großes Loch, Schwingtür EG – Schletterstraße 10“, wird der auf das Fragezeichen hin alarmierte Hausmeister gegen 11:10 Uhr in sein dunkelgrünes Notizbuch schreiben. Mit Bleistift, denn man weiß ja nie. Und nach einem kurzen Schnurrbartkratzen ein „Vandalismus?“ dahinter setzen. Man weiß ja nie.
Gegen 18:23 Uhr, nach weiteren Spekulationen und verschiedensten Bezeichnungen, wird Herr Helmig aus dem Erdgeschoss – sehr geschätzter, weil immer freundlicher Nachbar – in grauen Filzschlappen zum Tatort schlurfen und eine kleine gelbe Notiz über das Loch hängen: „Bitte zu entschuldigen. Die gestern Abend gefundene Schleuder aus Kindertagen funktioniert noch. Weitere Testläufe werden im Hinterhof stattfinden. Versprochen. R. Helmig.“